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1797

In Düsseldorf wird Harry Heine (der sich nach der christlichen Taufe ab 1825 Heinrich nennen wird) am 13. Dezember geboren.
1813

Richard Wagner wird am 22. Mai in Leipzig geboren.
1827

Heinrich Heines Reisebilder, Band 2 erscheinen im Druck. In dem Kapitel "Die Nordsee, dritte Abteilung, geschrieben auf der Insel Norderney", taucht die Sage vom Fliegenden Holländer auf.
1828

Heinrich Marschners große romantische Oper in zwei Akten "Der Vampyr" wird am 29. März in Leipzig uraufgeführt, wo Wagner das Werk kennen lernt. Diese "romantische Schaueroper" weist in einigen Aspekten auf den Fliegenden Holländer voraus, so ist die Romanze der Emmy vom "bleichen Mann" im zweiten Akt eines der Vorbilder für die Senta-Ballade.
1831

Heinrich Heine lässt sich in Paris nieder. Wagner liest in diesem Jahr vermutlich die Reisebilder.
1834

Heines "Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski" erscheint als Teil des Salons (i. Band). Im VII. Kapitel wird die Fabel von dem Fliegenden Holländer erzählt.
1836

Richard Wagner und die Schauspielerin Minna Planer werden am 24. November in Königsberg getraut, wo der Komponist auf eine Kapellmeisterstelle hofft.
1837

Am 1. April erhält Wagner die ihm lange versprochene Stelle als Musikdirektor am Königsberger Theater, dessen Direktion allerdings kurz darauf Bankrott erklären muss. Auch Wagner gerät daraufhin in eine finanzielle Misere, der in den nächsten Jahrzehnten viele weitere folgen werden. Die Ehe mit Minna kommt in eine erste Krise. Wagner reist ihr nach Dresden nach. In Berlin schließt er einen Vertrag als Kapellmeister für das Theater in Riga ab. Am 21. August trifft er dort ein. Am 19. Oktober folgt auch Minna nach. Sie verzichtet auf ihre eigene Bühnenlaufbahn.
1838

Wagner studiert in Riga u. a. Vincenzo Bellinis Norma ein. Er beginnt mit der Arbeit an Rienzi, der letzte der Tribunen. Wagner liest Heines Version der Holländer-Sage.
1839

Ende März verliert Wagner seine Stellung am Rigaer Theater. Um die erneute finanzielle Krise zu meistern, gibt Minna vier Abschiedsvorstellungen am Theater, u. a. als Schillers Maria Stuart, und verkauft ihre gesamte Theatergarderobe. Wagner beschließt, nach Paris zu gehen und nimmt vier Wochen Französischunterricht. Um den Gläubigern zu entgehen, beginnen Wagner und Minna, begleitet von dem Neufundländerhund Robber und ohne Pässe, am 9. Juli ihre abenteuerliche Reise, die eher einer Flucht gleicht. Auf Schleichwegen überschreiten sie zunächst die russisch-preußische Grenze und schiffen sich am 19. Juli in Pillau an Bord der Thetis nach Eondon ein. Da sie weiterhin keine Dokumente haben, müssen sie sich hinter Fässern im Laderaum verbergen. In seiner Autobiographischen Skizze (1842) schreibt Wagner: "Diese Seefahrt wird mir ewig unvergesslich bleiben; sie dauerte drei und eine halbe Woche und war reich an Unfällen. Dreimal litten wir von heftigstem Sturme, und einmal sah sich der Kapitän genötigt, in einem norwegischen Hafen einzulaufen. Die Durchfahrt durch die norwegischen Schären machte einen wunderbaren Eindruck auf meine Phantasie; die Sage vom fliegenden Holländer, wie ich sie aus dem Munde der Matrosen bestätigt erhielt, gewann in mir eine bestimmte, eigentümliche Farbe, die ihr nur die von mir erlebten Seeabenteuer verleihen konnten. Von der äußerst angreifenden Fahrt ausruhend, verweilten wir acht Tage in Eondon ..."

Am 20. August treffen Wagner, Minna und Robber von Eondon kommend mit dem Dampfschiff in Boulogne-sur-mer ein. Dort wird die Instrumentation des zweiten Aktes von Rienzi vollendet. Wagner sucht die Bekanntschaft Meyerbeers, von dem er sich Protektion erhofft.
1840

Auf Vermittlung Meyerbeers nimmt das Pariser Renaissance-Theater Wagners Oper Das Liebesverbot an. Doch noch vor der Aufführung macht das Theater Bankrott. Im März wird Wagner im Salon eines vornehmen Hotels Franz Liszt, damals bereits ein weltberühmter Klaviervirtuose, vorgestellt, dem er mit Befangenheit begegnet.

Vermutlich durch Vermittlung Heinrich Laubes lernt Wagner Heinrich Heine kennen. Der Plan zu einer Oper Der fliegende Holländer wird konkreter.

Bereits am 6. Mai hatte Wagner einen französischen Prosaentwurf an den Librettisten Eugene Scribe geschickt und bis Ende Juli die Senta-Ballade, den Matrosenchor und den Chor der Holländermannschaft komponiert. Gleichzeitig schließt er bis November die Rienzi-Partitur ab. In der Gazette musicale erscheinen mehrere Schriften Wagners, darunter Eine Pilgerfahrt zu Beethoven und Der Künstler und die Öffentlichkeit. Wagners finanzielle Lage wird immer katastrophaler. Er lebt von Korrekturen und Arrangements. Um die Freigebigkeit von Freunden zu erhöhen, täuscht Minna vor, Wagner sei von Schuldhaft bedroht
1841

Vom 8. bis 18. Mai verfasst Wagner einen deutschen Prosaentwurf zum Fliegenden Holländer. Die Handlung spielt in Schottland, die Personen tragen die Namen Anna (später Senta), Donald (Daland) und Georg (Erik). Die letzte Figur, die des Liebhabers, ist Wagners eigene Erfindung; sie kommt bei Heine nicht vor.

Anlässlich der Pariser Erstaufführung von Webers Oper schreibt Wagner den Aufsatz Le Freischütz. Ende Juni erhält Wagner aus Dresden die Zusage, den Rienzi aufzuführen; Meyerbeers Empfehlung hatte gewirkt. Im April war dort das von Gottfried Semper neu erbaute Hoftheater eröffnet worden.

Am 2. Juli tritt Wagner für 500 Francs den französischen Holländer-Entwurf an die Pariser Große Oper ab. Mit der Komposition wird Pierre Eouis Dietsch beauftragt, das Libretto verfasst Paul Foucher. Als Le Vaisseau Fantöme, ou le Maudit des mers, opera fantastique en deux actes wird das Werk am 9. November an der Großen Oper uraufgeführt. Gleichzeitig arbeitet Wagner weiter an seiner eigenen Version. Bereits am 27. Juni hatte er ein Aufführungsgesuch an Graf Redern, den Intendanten der Berliner Hofoper, gerichtet, ebenso an den Münchner Hofopernintendanten Karl Theodor von Küstner und an das Theater seiner Heimatstadt Leipzig. Von dort und aus München erhält er abschlägige Antworten, Redern lässt ein Gutachten erstellen, das den Stoff zwar »originell« findet, aber resümiert: "Da endlich Herr Wagner als Opernkomponist gänzlich unbekannt ist, sich also über dessen Befähigung dazu kein Urteil fällen läßt, so kann es nicht anders als gewagt erscheinen, auf sein Anerbieten einzugehen."

Am 22. August ist die Kompositionsskizze des Fliegenden Holländers abgeschlossen. Am Ende trägt sie den Vermerk: »Finis. Richard Wagner. Meudon, 22. August 1841 (in Not und Sorgen)«. Die Partitur der Oper ist am 21. Oktober bis auf die Ouvertüre vollendet, diese folgt bis zum 19. November. Bereits einen Tag später schickt Wagner das fertige Werk nach Berlin, mit einem erneuten Aufführungsgesuch. Wieder verwendet sich Meyerbeer, der sich gerade in Berlin aufhält, für Wagner, was nun zu einer Annahme des Werkes durch den Intendanten Graf Redern führt.
1842

Mit der Aussicht, Rienzi in Dresden und den Fliegenden Holländer in Berlin zur Aufführung zu bringen, machen sich Richard Wagner und Minna am 7. April auf den Weg nach Deutschland. Inzwischen beschäftigt sich Wagner bereits mit der Idee zum Tannhäuser. Am 19. April trifft Wagner in Berlin ein. Unglücklicherweise tritt Graf Redern als Hofopernintendant zurück. Als Nachfolger wird jener Karl Theodor von Küstner berufen, der das Werk bereits in München abgelehnt hatte und nun auch in Berlin wenig Lust zeigt, den Holländer auf die Bühne zu bringen. Wagner reist nach Dresden weiter, wo bereits die Rienzi-Uraufführung vorbereitet wird. Diese findet schließlich am 20. Oktober statt. Die mehr als sechsstündige Premiere wird ein großer Erfolg.

Im November und Dezember begleitet Wagner die Schröder-Devrient, die er zeitlebens als größte dramatische Sängerin des Jahrhunderts bewundert, zu Konzerten nach Leipzig und Berlin. Dort hat er ein längeres Gespräch mit Franz Liszt, der seit diesem Jahr Hofkapellmeister in Weimar ist, wo er sich intensiv um die Aufführung wagnerscher Werke bemühen wird.

Nachdem Berlin weiter zögert, vergibt Wagner auch die Uraufführung des Fliegenden Holländers nach Dresden. Am 29. November beginnt er mit den Proben. Wagner schreibt die Orchesterstimmen aus und nimmt Umarbeitungen vor. Er verlegt die Handlung von Schottland nach Norwegen, was zur Änderung der Namen der Protagonisten führt. Auf Wunsch von Wilhelmine Schröder-Devrient transponiert er die Ballade der Senta von a-Moll nach g-Moll. Wagner teilt das ursprünglich als Einakter in drei Aufzügen konzipierte Werk nun in drei Akte auf, indem er jeweils Aktschlüsse nachkomponiert und die ursprünglichen Überleitungsmusiken zu Aktanfängen verändert.
1843

Am 2. Januar findet im Königlich Sächsischen Hoftheater zu Dresden die Uraufführung des Fliegenden Holländers statt. Unter der musikalischen Leitung des Komponisten singen neben Wilhelmine Schröder-Devrient als Senta Johann Michael Wächter die Titelrolle, Carl Risse den Daland, Friedrich Traugott Reinhold den Erik, Therese Wächter die Mary und Wenzel Bielczizky den Steuermann. Das Publikum reagiert zurückhaltend und hatte wohl eher eine neue Große Oper im Stile des Rienzi erwartet. Das Werk erlebt zunächst nur vier Aufführungen. Am 2. Februar tritt Wagner seine Stellung als Königlich Sächsischer Hofkapellmeister an, die ihm der Rienzi-Erfolg und die Fürsprache der Witwe Carl Maria von Webers eingebracht hatte. Er erhält eine Audienz beim König.

Am 5. Juni bringt Louis Spohr den Holländer in Kassel auf die Bühne. Bereits am 22. Mai wird das Werk in Riga gespielt, wo es, nach einem Bericht der Leipziger Illustrierten Zeitung, schnell populär wurde und "seine Melodien dort bereits Volksmelodien geworden sind".
1844

Ab dem 2. Januar hält sich Wagner in Berlin auf, um Proben für die Erstaufführung des Fliegenden Holländers abzuhalten, die schließlich am 7. Januar unter seiner Leitung stattfindet. Da das abgebrannte Opernhaus Unter den Linden nicht zur Verfügung steht, findet die Aufführung, in Anwesenheit des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV., im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt statt.

Wagner dirigiert auch die zweite Vorstellung am 9. Januar. Im Gegensatz zum Publikum reagiert die Presse kritisch bis ablehnend.

Nur ein Gastspiel der Schröder-Devrient als Senta verhilft dem Werk noch zu zwei weiteren Berliner Aufführungen am 23. und 25. Februar. Der konservative Berliner Kritiker Ludwig Rellstab vermisst jedes klassische Maß, insbesondere die Instrumentierung wird als zu massiv kritisiert In der Zeitschrift für die elegante Welt vom 24. Januar findet Feodor Wehl folgende Formulierungen: "Der fliegende Holländer, von Wagner, hat allgemeines Interesse erregt, ohne doch gerade besonders zu gefallen. Die Instrumentation weiß noch nicht recht mit dem Gesang in Einklang zu kommen. Es läuft fast immer eins dem ändern nach, und wenn sie sich treffen, tritt eins dem ändern auf den Fuß. Es ist noch viel Balgerei in der Musik, die Melodie darin ist noch in den Flegeljahren ..."

Im Herbst erscheinen Partitur und Klavierauszug im Druck, für den Wagner weitere Änderungen vorgenommen und neue Regieanweisungen hinzugefügt hat.
1846

Für eine in Leipzig geplante Aufführung des Fliegenden Holländers nimmt Wagner zahlreiche Änderungen der Instrumentation vor, reduziert besonders den Blechbläsersatz. Allerdings kommt die Aufführung nicht zustande.
1848/49

Wagner nimmt an den Aufständen in Dresden teil, in deren Verlauf am 7. Mai 1849 das Opernhaus abbrennt. Wagner muss schließlich fliehen, am 9. Mai verlässt er die Stadt, am 16. Mai wird ein Steckbrief herausgegeben, der zu seiner Verhaftung aufruft.
1850

Wagner begibt sich nach Zürich ins Exil.
1852

Anfang Februar nimmt Wagner für die geplante Züricher Erstaufführung erneut Umarbeitungen der Holländer-Partitur, insbesondere weitere Reduzierungen der Blechbläser, vor. Am 25. April wird das Werk dort unter Wagners künstlerischer Leitung aufgeführt.
1853

Am 16. Februar leitet Franz Liszt die Weimarer Erstaufführung des Fliegenden Holländers. Wieder beschäftigt sich Wagner mit dem Werk.

Für ein Züricher Konzert im Mai fertigt Wagner eine Konzertfassung der Senta-Ballade an.
1856

Am 17. Februar stirbt Heinrich Heine nach jahrelanger Krankheit in Paris und wird drei Tage später auf dem Friedhof von Montmartre begraben.
1860

Im Januar und Februar veranstaltet Wagner in Paris Konzerte mit Ausschnitten aus eigenen Werken. Aus diesem Anlass komponiert er einen neuen Schluss für die Holländer-Ouvertüre, der weit reichende Konsequenzen hat. Deutlich fließen Anklänge an den Tristan ein, und Wagner gestaltet die Verklärung Sentas und des Holländers, die bereits in der Regieanweisung benannt war, nun auch musikalisch. Entsprechend arbeitet er den Schluss der Oper um. In diesem Jahr wird Der fliegende Holländer erstmals in Wien aufgeführt.
1864

Wagner, von Ludwig II. nach München berufen, leitet dort am 4. Dezember eine Aufführung des Fliegenden Holländers. Er nimmt besonders in den Regieanweisungen zahlreiche Änderungen vor und entwirft für die Ballade eine neue Melodie, die aber nicht aufgeführt wird. Erstmals wird in dieser Aufführung der »Erlösungsschluss« gespielt. Die neuen Dekorationen stammen von Heinrich Döll und Angelo Quaglio.
1868

Mit Franz Betz in der Titelrolle (dem späteren ersten Bayreuther Wotan), Vilma von Voggenhuber als Senta und Albert Niemann als Erik kommt der Fliegende Holländer erstmals auf die Bühne der Berliner Hofoper Unter den Linden.
1870

Als erstes Wagnerwerk auf einer englischen Bühne wird der Fliegende Holländer in London aufgeführt (in italienischer Sprache als L'Olandese dannato}.
1879

Bis zu seinem Tod denkt Wagner immer wieder an eine Neubearbeitung des Fliegenden Holländers. In Cosimas Tagebüchern finden sich häufig Hinweise auf entsprechende Gespräche.
1883

Richard Wagner stirbt am 13. Februar im Palazzo Vendramin in Venedig.
1889

Der fliegende Holländer wird erstmals an der Metropolitan Opera in New York gespielt.
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