"Für Bühnenbild kaum noch Platz"
27.6.2002

NWD startet Proben für die Mindener Produktion der Wagner-Oper "Der fliegende Holländer"

Von Ursula Koch

Minden (mt). "Das Bühnenbild schwätzt nichts aus, was im Stück vorkommt. Ich beschränke mich darauf, triftige Spielorte zu schaffen", sagt der Mindener Architekt Hans-Peter Korth, der das Bühnenbild für die Mindener Opern-Inszenierung von Richard Wagners "Der fliegende Holländer" entworfen hat.


Machen gemeinsame Sache für die "Holländer"-Inszenierung: Dirigent Frank Beermann, Theaterleiter Bertram Schulte, Dr. Veit Veltzke (Leiter des Preußen.Museums), Andreas Kuntze (Intendant der NWD/obere Reihe von links), Jutta Hering-Winkler (Vorsitzende des Mindener Wagner-Verbandes), Sigrid Kaufhold (Kostüme) und Hans-Peter Korth (Bühnenbild/untere Reihe von links)

Das Besondere an dieser Inszenierung wird sein, dass die Musiker nicht im Orchestergraben "verschwinden", sondern auf der Bühne spielen. Das verriet gestern der Wagner-Verband Minden, der die Oper zu seinem 90. Jubiläum gemeinsam mit dem Stadttheater und der Nordwestdeutschen Philharmonie (NWD) organisiert. Korth, der auch 1998 das Bühnenbild für die Mindener Oper "Friedrich und Katte" entworfen hatte, rahmt die Bühne an drei Seiten mit Podesten ein, auf denen das Orchester und auf dem oberen Umgang der Chor postiert werden. Regie führt Holger Müller- Brandes, der ebenfalls "Friedrich und Katte" inszeniert hatte.

"Damit ist für ein Bühnenbild eigentlich gar kein Platz mehr", scherzt Korth. "Trotz der Reduktion ist das sehr aufwändig", ergänzt Theaterleiter Bertram Schulte. Sogar ein Statiker wurde zu Rate gezogen werden. Die Beschränkung auf einige "lineare Elemente", wie es Korth formuliert, hat aber auch akustische Gründe. Der Klang des Orchesters und der Sänger soll möglichst ungebrochen in den Zuschauerraum dringen. Eines der "linearen Elemente" ist ein diagonal aus dem Orchestergraben aufragender Pfeiler, der bedrohlich wirken soll, den der Zuschauer aber auch als Schiffsmast deuten kann.

Diese Gestaltung ermögliche zugleich eine bessere akustische Balance zwischen Orchester und Sängern, lobt der Dirigent Frank Beermann, der seit 1997 an der Hamburgischen Staatsoper engagiert ist und als Gastdirigent an der Deutschen Oper Berlin, der Oper Bonn und bei den Bamberger Symphonikern geschätzt wird. Er hat gestern die Probenarbeit mit der NWD begonnen, weil das Orchester bereits am Sonntag mit einer konzertanten Aufführung der Oper in Hamm gastiert.

"Wenn ein Konzert-Orchester eine Oper spielt, gibt es sicherlich ein spannendes Ergebnis, weil sich die Musiker viel mehr mit den Details beschäftigen", ist Beermann überzeugt. Der "Holländer" sei eine wunderbare Einstiegsdroge für Wagner, lobt Beermann die Wahl des Wagner-Verbandes, der damit vor allem auch Jugendliche für das Fach Oper begeistern will.

Zielgruppe sind Schüler ab der zehnten Klasse, erläutert NWD-Geschäftsführer Christian Becker. Mit der Resonanz auf eine erste Informations-Veranstaltung für Lehrer ist er hoch zufrieden. Sie werden sich mit ihren Klassen dem "Holländer" widmen. Wenn im September die Proben mit den Sängern und dem Orchester in Minden starten, haben sie die Möglichkeit hinter die Kulissen einer Opern- Produktion zu schauen. Außerdem wird für die Schulen eine Sondervorstellung am 8. Oktober um 10 Uhr angeboten. "Viele Schüler möchten aber lieber in die Abendvorstellung", hat Becker bereits erfahren. Das Stadttheater will auf seiner Internet-Seite Zusatzinformationen zu der Oper bieten. "Wenn die Proben beginnen, werden wir die Arbeit auch mit Fotos dokumentieren", kündigt Schulte an.

"Der fliegende Holländer" hat am 28. September im Mindener Stadttheater Premiere. Einzelkarten können schriftlich beim Theaterbüro, Tonhallenstraße 3, 32423 Minden, reserviert werden.

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Richard Wagner Verband Minden 2002