Opernsänger müssen auch sportlich sein
24. 8. 2002

Schräge Holzsäule und Brücken bestimmen Bühnenbild für Mindener "Fliegenden Holländer"

Von Ute Michels

Minden (mt). "Der Steuermann soll wirklich da hoch steigen?", fragt Jutta Hering-Winckler ungläubig und zeigt auf eine Brücke die über der Bühne des Stadttheaters hängt. "Keine Sorge, der ist sportlich", beruhigt Hans Peter Korth die Vorsitzende des Mindener Richard-Wagner- Verbandes.

Der Mindener Architekt, der das Bühnenbild für die romantische Wagner-Oper "Der fliegenden Holländer" im Mindener Stadttheater entwirft, ist guter Dinge. Am Montag geht es mit den szenischen Proben los. Premiere ist am 28. September.

Korth macht einen recht entspannten Eindruck. Für den Mindener ist es nicht das erste Mal, dass er ein Bühnenbild entwirft. Bereits bei der Mindener Kammeroper "Friedrich und Katte" hat er das Zepter beim Bühnenbild in der Hand. Danach hat er zwei Produktionen in Dortmund und Hamburg-Altona künstlerisch begleitet.

"Raum effizient nutzen"

Alle sind auf den Mindener "Holländer" gespannt: Nicht zuletzt der Wagner-Verband selbst, der in Kooperation mit der Nordwestdeutschen Philharmonie und dem Stadttheater Minden, den "Fliegenden Holländer" zu seinem 90-jährigen Bestehen in der Weserstadt präsentiert. Mit von der Partie ist Dirigent Frank Beermann, Regisseur Holger Müller-Brandes ("Friedrich und Katte" und "Cosi fan tutte") und der Philharmonische Staatsopernchor Sofia.

Das Bühnenbild ist bereits weit fortgeschritten: Eine mehrere Meter lange schwarze Holzsäule - die noch von einem Aluminiumgerüst umstellt ist - ragt schräg über die Bühne. Eine Brücke aus Holz führt von einer der oberen Logen ebenfalls auf die Bühne, weiter hinten steht eine zweite Brücke. Die schwarze Säule symbolisiert den Schiffsmast, erklärt Korth - obwohl er dem Zuschauer durchaus Raum für eigene Interpretationen lassen möchte.


Zufrieden mit dem Bühnenbild für den "Fliegenden Holländer": Architekt Hans-Peter Korth und Wagner-Verbands-Chefin Jutta Hering-Winckler auf einer Brücke. MT-d-Foto: Manfred Otto

"Ich muss den Raum sehr effizient nutzen", sagt er. Schließlich sei im Orchestergraben kein Platz für das 80-köpfige Orchester und auch der fast 50-köpfige Chor müsse auf der Bühne Platz finden. Hans-Peter Korth: "Der enge Raum hält mich an, die Bühne minimalistisch zu gestalten". Deswegen falle das Bühnenbild schlicht und wenig raumgreifend aus. Auch die Requisiten werden sparsam eingesetzt. Jutta Hering-Winckler sieht diesen Arbeitseinsatz positiv: "So sind wir gezwungen, uns auf das Wesentliche konzentrieren." Sie legt Wert darauf, dass die Mindener Produktion für sich steht und nicht mit großen und effektenreichen Inszenierungen wie der aktuellen Erfurter "Holländer-Produktionen unter der Regie von Werner Herzog verglichen werden kann. "Wir wollen etwas Filigranes."

Außerdem will der Mindener Wagner-Verband mit ihrem "Holländer" gerade junge Leute für die Oper interessieren. Jutta Hering-Wickler: "Deswegen wollten wir kein kitschiges sondern ein zeitloses Bühnenbild." Sie ist froh, dass der Wagner- Verband diese Produktion trotz leerer öffentlicher Kassen mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW und vieler Sponsoren verwirklichen kann.

Das Orchester wird "dezent" ganz hinten auf der Bühne platziert. Korth: "Ich kann wegen des von hinten kommenden Klangs nur lineare Bühnenbildelemente einsetzen." Der Chor steht auf an der Wand installierten Brücken, dort laufen sonst die Bühnentechniker beim Auf- und Abbau der Kulissen entlang. Korth hat die Gegebenheiten vor Ort genutzt, um ein wirkungsvolles und gut bespielbares Bühnenbild zu schaffen. Sein Motto: "Einerseits dient das Bühnenbild der Regie, andererseits setzt es der Regie Grenzen."

Abenteuer inbegriffen

Seit Anfang August wird bereits im Stadttheater am Bühnenbild Hand angelegt. Bald wird es auch eine enge Abstimmung mit den Lichttechnikern geben, denn Korth würde gerne die Bühne mit wirkungsvollen Lichteffekten in Szene setzen. Doch da lauern Probleme: Da die Oper weit vorne auf der Bühne spielt, kann das Licht von der Haupttribüne nur bedingt genutzt werden. Korth: "Wir werden oben und an den Seiten Strahler einsetzen müssen."

Noch ein kleines Abenteuer steht bevor: Am 13. Oktober gibt es eine Vorführung im Herforder Theater. "Dann muss das Bühnenbild binnen 48 Stunden ab- und wieder aufgebaut werden. Das macht mir jetzt schon Bauchschmerzen", stöhnt Jutta Hering-Winckler. Bei der Entwicklung des Bühnenbildes musste Korth immer im Auge behalten, dass seine Kreation auch in Herford passen muss. "Das wird schon klappen", beruhigt Hans-Peter Korth die Wagner-Verband-Chefin - und wirkt ganz gelassen.

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Richard Wagner Verband Minden 2002