Wagner-Oper wird ein hautnahes Erlebnis
24. 8. 2002

Regisseur Holger Müller-Brandes probt mit Sängern seit gut einer Woche im Stadttheater / Breite Gefühlsklaviatur

Von Ursula Koch

Minden (mt). Ein hautnahes Opernerlebnis verspricht die Inszenierung von Wagners "Der fliegende Holländer" von Holger Müller-Brandes für den Mindener Wagnerverband im Stadttheater zu werden.

Nur wenige Meter von den ersten Zuschauerreihen entfernt werden die Darsteller gelegentlich agieren. Das zeigen die szenischen Proben, die seit gut einer Woche in dem bereits komplett aufgebauten Bühnenbild von Hans-Peter Korth laufen. Eine dieser hautnahen Szenen wird das Duett von Senta und dem Holländer im zweiten Akt sein "Durch das Bühnenbild und weil Orchester und Chor ebenfalls auf der Bühne sitzen werden, wird das eher ein Kammerspiel", erläutert der Regisseur.


Katja Beer als Senta und Urban Malmberg (M.) als Holländer mit dem Dirigenten Siegfried Schwab bei den Proben zum "Fliegenden Holländer" im Mindener Stadttheater. MT-d-Foto: U. Koch

An diesem Nachmittag proben zunächst Katja Beer und Urban Malmberg die hochdramatische Szene. Die Handlung geht auf eine alte Sage von einem Seemann zurück, der einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat. Er muss auf seinem Geisterschiff so lange auf den Weltmeeren umhersegeln, bis eine Jungfrau ihm Treue bis zum Tod schwört. Und diesen Schwur leistet Senta in dieser Szene dem Holländer, obwohl sie noch gar nicht weiß, wen sie da eigentlich vor sich hat.

Alle Gefühle, von Verzweiflung über Hoffnung bis zur bedingungslosen Hingabe will Holger Müller-Brandes von den Darstellern sehen. Immer wieder lobt er Katja Beer und Urban Malmberg, hebt die Gesten heraus, die ihm besonders gut gefallen haben, um dann seine Vorstellungen ins Spiel zu bringen. Nach dem ersten Textpart des Holländers möchte er, dass das Publikum den Seemann für einen Moment gar nicht mehr sieht und weist ihm die Position an, wo er während der Aufführung außerhalb des Scheinwerferkegels stehen wird.

Doch kurz nachdem Müller-Brandes die Technik angewiesen hat, doch einmal den halb transparenten Vorhang herunter zu lassen, hinter dem das Orchester sitzen wird, bricht der Korrepetitor David Marlow (Dirigier-Student aus Detmold) sein Spiel ab. Er kann durch den Vorhang den Dirigenten Siegfried Schwab, der für die musikalische Einstudierung verantwortlich ist und die Aufführungen im Wechsel mit Frank Beermann dirigieren wird, nicht mehr sehen. Bei den Proben steht er noch vor der ersten Sitzreihe im Zuschauerraum, bei den Aufführungen wird das Pult mitten auf der Bühne stehen. Damit die Sänger den Dirigenten dann noch sehen können, sind Monitore notwendig. "Dann ziehen wir den Vorhang eben wieder hoch, ich wollte euch auch nur zeigen, wie das bei der Aufführung sein wird", bleibt der Regisseur gelassen.

Doch eines wird an diesem Nachmittag auch schnell klar: Die Szene funktioniert nur im Zusammenspiel zwischen Senta und dem Holländer. Weil aber alle Hauptrollen wie üblich doppelt besetzt sind, muss sich Katja Beer, die alternierend mit Anne Schwanewilms auftreten wird, auf ihren jeweiligen Gegenüber einstellen. Urban Malmberg ist ein eher zierlicher, zerbrechlich wirkender Holländer, während Hans Peter Scheidegger nicht nur von seiner Statur sondern auch von seinem Auftreten her massiver wirkt.

"Nein, das zarte Streicheln der Wange zum Trost ist bei Urban Malmberg sehr schön, aber in der Szene mit Hans Peter Scheidegger wirkt das nicht mehr", greift Müller-Brandes ein. „Da müsst ihr euch etwas anderes überlegen." Doch dieses Problem hat sich inzwischen erübrigt, denn Scheidegger wurde einen Tag nach der Probe wegen Terminproblemen von Kai Günther ersetzt. Der Regisseur feilt noch bis zum 20. September mit den Sängern an den Szenen. Am 21. September beginnen dann die gemeinsamen Proben mit der Nordwestdeutschen Philharmonie.

Premiere am 28. September,
weitere Vorstellungen am 29. September,
1., 3., 5., 6. und 10. Oktober im Mindener Stadttheater.
Karten gibt es beim Ticketservice, Domstraße 2,
Telefon 0571 / 9 11 91 11.

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Richard Wagner Verband Minden 2002