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Mindenerin Daniela Strothmann singt "Mary"
im "Fliegenden Holländer"
Von Udo Stephan Köhne
Minden (usk). Der jungen Sängerin merkt man ihre Theaterbegeisterung schnell an. Wer Daniela Strothmann trifft, wird von der ausstrahlenden Leidenschaft zum Theater und zur Musik angesteckt.
Mit Enthusiasmus erzählt die gebürtige Mindenerin von Rollen und Engagements, von Opernhäusern und Regisseuren. Noch ist ihr natürlich Erfurt in frischer Erinnerung, wo sie die "Mary" (die sie auch in Minden geben wird) im "Fliegenden Holländer" verkörperte. Sie spricht von den Proben hier und dort, den Unterschieden zwischen Open-Air-Atmosphäre und Stadttheater-Belangen, hat viele gute Worte für Werner Herzog ("netter Mensch") und die dortige Produktion übrig.

Daniela Strothmann (rechts) spielt in der
Mindener "Holländer" - Inszenierung die Mary,
die Amme von Senta (Katja Beer / links)
Doch die Mindener Inszenierung scheint ihr Theaterblut noch mehr entzünden zu können. Eine große Bühne biete Schutz, sagt die hoch aufgeschossene Künstlerin. Den werde man in Minden nicht haben. "Kammerspiel - das ist der Wahnsinn", schwärmt sie über das Konzept von Holger Müller- Brandes, mit dem sie einst die Schulbank gedrückt hat. Deshalb die große Freude über eine gemeinsame Opernproduktion.
Hier in Minden werde "detailliert und minutiös gearbeitet", sagt Daniela Strothmann und beschreibt die Intentionen der Mindener Holländer-Regie als Mischung aus "Sachlichkeit und Emotion". Jede Geste, jeder Blick müsse ausdrucksvoll sein. Und die redegewandte Darstellerin stellt sich vor, in der ersten Reihe zu sitzen und bricht in Superlative aus. Klar, dass ihr Augenmerk jetzt wenige Tage vor der Premiere ganz dem Regisseur und seinen Fähigkeiten gilt: "Er kriegt auch die Macken raus", sagt sie und ist erfreut, dass hier das eigene Profil zählt. "Man bietet an" und wird erhört, bekommt nicht nur präzise Bewegungsangaben übergestülpt. Das muss der Sängerin zweifellos liegen, die nach einem Engagement in Nürnberg nun als freiberufliche Künstlerin mit Engagements an verschiedenen Theatern tätig ist.
Rossini habe sie viel gesungen, die "Dorabella", den "Orlofsky", erläutert sie noch. Ihr hoher Mezzosopran strebe nun nach den Hosenrollen von Richard Strauss. Dass Auftritte als "Komponist" (Ariadne auf Naxos) und "Octavian" (Rosenkavalier) kommen werden, davon ist sie überzeugt. Nur eine Budgetkürzung und daraufhin erfolgte Absage an einem östlichen Theater verhinderte das in wenigen Wochen geplante Strauss-Debüt. Das Ziel aber sei irgendwann "Brangäne". Überhaupt: "Tristan und Isolde" ist eine ihrer großen Lieben.
Genauso wichtig sind ihr aber Kirchenkonzerte. Die Passionen von Johann Sebastian Bach "sind meine Stärken". Das sagt sie mit derselben Überzeugung, wie sie die eher kleine Rolle der "Mary" annimmt. Selbstverständlich hätte sie "liebend gern mehr zu singen", aber: "Man kann auch aus einer kleinen Partie etwas machen". Da ist die Strothmann ganz Profi.
Auch wie sie ihren ersten Bühnenunfall auf der schrägen Erfurter Bühnenebene (Bänderanriss) verarbeitet, zeigt den ganzen Theatermenschen. Kein Zweifel: diese junge Dame gehört auf die Bretter, die so vielen die Welt bedeuten.
Eine Einführung in die Oper "Der fliegende Holländer" mit Musikbeispielen gibt der Wagner-Experte Dr. Hans Melderis am 28. September um 11 Uhr in der Aula der Domschule. Die Premiere der Oper ist am 28. September um 20 Uhr im Stadttheater, weitere Aufführungen bis 10. Oktober, Karten gibt es beim Ticketservice, Telefon 05 71 / 91 19 111.
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