Max Bruns Verbindung zu Richard Wagner
21. 9. 2002
Ausstellung "Mythos des Erlösers" im Preußenmuseum /
Teilaspekt behandelt Förderung von Fidus

Von Udo Stephan Köhne

Minden (usk). Das um sich greifende Wagner-Fieber macht auch vor dem Preußenmuseum nicht Halt. Dort konnte Museumsleiter Veit Veltzke jetzt über eine Verbindung des Verlagshauses J.C.C.Bruns mit der Wagner-Thematik berichten.

Anlass ist ein Teilaspekt der am 29. September öffnenden Sonderausstellung über den "Mythos des Erlösers". Richard Wagners Traumwelten und die deutsche Gesellschaft von 1871 bis 1918 werden dort parallel zur Aufführung der Oper "Der fliegende Holländer" im Stadttheater betrachtet.

Aus dieser Zeit stammen auch die Wagner-inspirierten Grafiken des Malers Hugo Höppener (1869-1948), der als Fidus in die Kunstgeschichte eingegangen ist und Breitenwirkung erlangt hat. Verlegt wurde Fidus von Max Bruns, der eine Vielzahl von dessen Gebrauchsgrafiken druckte und dem Maler ein Forum gab. Überhaupt war Bruns der erste, der Fidus in den 1890er Jahren publizierte und bereits 1902 eine umfangreiche Monographie drucken ließ.

Den Idealen der Jugendbewegung wollte Fidus eine Plattform geben und es gelang ihm mit der unternehmerischen Hilfe aus der Weserstadt. Noch 1931 war sich Fidus des Einsatzes seines Mindener Unterstützers bewusst: Mit dankbarem Gruße dem ersten Verleger der sich für mich einsetzte, liest man auf einer Postkarte, die auch in der Ausstellung zu sehen sein wird. Bis jetzt ist die Funktion von Bruns bei der Förderung von Fidus zwar als Fußnote in der Fachliteratur vermerkt. Doch für Veit Veltzke, den Leiter des Preußenmuseums, stellt sich die Angelegenheit nun klarer dar. "Dass Max Bruns eine derartige Vorreiterrolle bei der Verbreitung von Fidus-Grafiken hatte, war so bis jetzt nicht bekannt", sagt Veltzke und weist auf die Geistesverwandtschaft von Verleger und Künstler hin.



Den Jugendstil-Künstler Fidus, der sich intensiv
mit Werk und Ideen des Komponisten Richard
Wagner beschäftigte, förderte der Verleger Max
Bruns. MT-d-Foto: Manfred Otto

Diese kann in einem Briefwechsel anschaulich nachvollzogen werden. Beide huldigten einer sinnlichen, erdverbundenen Religiosität und standen damit den Ideen des späten Richard Wagner nahe. Dieser hatte Naturverbundenheit und Vegetariertum gepredigt. Vieles davon nahm die Jugendbewegung und die Lebensreformbewegung auf. Fidus selber engagierte sich in verschiedenen, dem Gedankengut Wagners stark verpflichteten Bünden, in denen sich auch der Protest gegen die verstaubte Welt des Wilhelminismus sammelte. Er wurde einer der bekanntesten Jugendstilgrafiker der Wende vom neunzehnten zum zwanzigsten Jahrhundert, liebte den nackten Körper, zeichnete Wagneropernszenen, stellte in seinem vielleicht berühmtesten Gemälde Lichtgebet das Moment der Vergöttlichung der Natur aus.

Bruns und Fidus: das war der Fall einer künstlerischen Übereinstimmung von Verleger und Künstler. Schließlich war auch Max Bruns von Wagner angetan; unveröffentlichte Gedichte über Wagner, die Bruns in den 30er Jahren geschrieben hat, belegen das. Der Einsatz für Fidus also war eine Herzenssache. Eine, die Strömungen der Zeit aufnahm und verbreiten half. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt verlegerischer Tätigkeit.

Die Ausstellung "Der Mythos des Erlösers" wird am 29. September um 11.30 Uhr im Preußenmuseum Minden eröffnet und ist dort bis zum 1. Dezember zu sehen.

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Richard Wagner Verband Minden 2002