Wagners "Tannhäuser" überstrahlt die Saison
Theatermagazin macht bereits Appetit auf die nächste Spielzeit in Minden / Erstmals bietet Theaterfest Blick hinter Kulissen
Von Ursula Koch
Minden (mt). Drei große Ereignisse bestimmen die kommende Theatersaison in Minden: die Wagner-Oper "Tannhäuser", das Musical "Cabaret" und das Schauspiel "Der Schein trügt".
Noch ist in Minden "nur" das Modell des Bühnenbildes für die
"Tannhäuser"-Inszenierung von Keith Warner zu sehen.
Premiere ist am 25. Oktober. MT-Foto: Manfred Otto
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Alle drei sind Eigenproduktionen beziehungsweise Koproduktionen des Mindener Hauses ohne eigenes Ensemble, die Oper gemeinsam mit dem Mindener Wagner-Verband, das Musical wurde gemeinsam mit dem Landestheater Detmold auf die Bühnenbretter gestellt und "Der Schein trügt" mit den Hamburger Kammerspielen. "Tannhäuser ist selbstverständlich das überragende Projekt der Spielzeit", sagt Theaterleiter Bertram Schulte und meint damit, dass die Oper zugleich den größten Einsatz aller Mitarbeiter des Hauses fordert, denn Regisseur Keith Warner wird mit den nur für diese Produktion engagierten Darstellern in Minden proben und auch die Logistik für das Orchester, die Nordwestdeutsche Philharmonie, und den Chor muss bereitgestellt werden.
"Cabaret" ist die letzte Inszenierung von Ulf Reiher als Intendant des Landestheaters. Weltberühmt wurde dieses Musical durch die Verfilmung mit Liza Minelli. In Detmold war im Februar Premiere, in Minden wird am 20. September die Spielzeit mit fünf Aufführungen in allen Abo-Reihen eröffnet und damit zugleich die Tradition der Mindener Musicaltage hoch gehalten. "Mit 'Die Fantasticks' haben wir gemerkt, wie schwierig es ist, an zwei Orten zu proben und zu arbeiten", erläutert Schulte. Darum sei dieses Mal die Hauptarbeit in Detmold geleistet worden. Aber für die Saison 2006/07 sei mit "Liebe, Lüge, Lampenfieber" eine neue Koproduktion geplant, an der "Mindener Personal" in Person des Regisseurs Andreas Lachnit auch an der künstlerischen Ausgestaltung beteiligt sei.
Die Idee für "Der Schein trügt" geht auf Schulte zurück. Er stellte den Kontakt zu dem Schauspieler Hans-Peter Minetti her, der in Minden zuletzt als König in der Oper "Friedrich und Katte" zu sehen war. Doch dann musste Minetti die Proben krankheitsbedingt abbrechen. Axel Schneider, auch für das Altonaer Theater verantwortlich, verpflichtete daraufhin Petr Striebeck und Ralf Schermuly für das Zwei-Personen-Stück von Thomas Bernhard, das Georg Immelmann in Szene setzt. Auch diese Produktion wird in allen Abo-Reihen zu sehen sein.
Und im Sinne der Kontinuität sind darüber hinaus selbstverständlich wieder alte Bekannte zu Gast: Die bremer shakespeare company kommt mit "Was ihr wollt" (im Programmheft ist "Das Wintermärchen" vermerkt, doch das musste wegen Terminschwierigkeiten um eine Spielzeit verschoben werden), Bernd Lafrenz spielt seine neueste Produktion "Sommernachtstraum", die erst Anfang Mai Premiere hatte, und mit "Die Komikerin" ist ein neues Stück von und mit Dagmar Papula ("Die Brüder Grimm") zu sehen.
Dazu vervollständigt klassisches Ballett ("Schwanensee"), modernes Tanztheater ("The Odyssey Dance Theatre" aus den USA), klassisches Schauspiel mit Theaterstars wie Doris Kunstmann in "Der Biberpelz" oder Ellen Schwiers in "Minna von Barnhelm", Operette wie "Die Fledermaus" und Puppentheater aus Prag kommt das berühmte Theater Spejbl & Hurvinek die Spielzeit.
Erstmals wird es am 10. und 11. September ein Theaterfest geben mit Aktionen auf der Bühne und Führungen hinter die Kulissen. Erstmals wird auch das Kindertheater-Angebot auf zwei Abo-Reihen ausgedehnt, eine für Kinder ab vier Jahren, die zweite ab acht Jahren. Im März wird das Theater für eine Woche zur Kabarett-Bühne Anlass ist der 40. Geburtstag der Mindener Stichlinge und der wird mit Kollegen und der Stichlings-Verleihung ausgiebig gefeiert.
Im TiC (Theater im Café) gibt es nicht nur Lesungen, etwa mit Hans-Peter Minetti und kleine Produktionen, sondern die kleine Bühne wird auch Auftrittsort für die A-cappella-Ensembles aus der Reihe der Museumskonzerte, die damit deutlich ausgeweitet wird. Der Kaminsaal des Museums bleibt den Klassikern vorbehalten. Damit erfährt diese Reihe eine deutliche Ausweitung.
Ansturm zu erwarten
"Die Karten für Tannhäuser werden bereits jetzt vor allem von auswärtigen Besuchern nachgefragt", berichtet Schulte. Doch die würden erst dann verkauft, wenn alle Abonnenten versorgt seien. Und der Stamm der Abonnenten ist in Minden sehr groß. "Bislang gibt es erstaunlich wenig Abo-Kündigungen", sagt der Theaterleiter und fügt hinzu, dass die Platzauslastung in der gerade abgelaufenen Spielzeit wieder bei mehr als 80 Prozent gelegen habe. Bei den bisherigen Opern-Eigenproduktionen wie "Cosi fan tutte", "Friedrich und Katte" und zuletzt vor drei Jahren "Der fliegende Holländer" seien alle Vorstellungen ausverkauft gewesen. Darum erwartet er, dass auch dieses Mal die Nachfrage deutlich größer sein wird als das Platzangebot im Theater.
Das Programmheft mit sämtlichen Aufführungen wird in dieser Woche den Abonnenten zugeschickt und liegt beim Ticketservice, Domstr. 2, und bei express, Obermarktstr. 28-30, aus. Platzwechsel für Abonnenten sind ab 20. Juni möglich, Neueinschreibungen ab 22. Juni. Der Einzelverkauf startet nach den Sommerferien.
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