Mindener Tageblatt | 04. August 2005

Warner findet's wunderbar

Erste Probenwoche für Wagners „Tannhäuser" im Mindener Stadttheater

Von Ursula Koch

Minden (mt). „Wir haben hier ausgezeichnete Bedingungen vorgefunden. Das Mindener Theater ist wunderbar. Die Arbeit hat viel Spaß gemacht", bilanziert Regisseur Keith Warner nach der ersten Probenwoche für die Wagner-Oper „Tannhäuser" im Mindener Stadttheater, die am 21. Oktober Premiere haben wird.

Dabei kommt dieses Lob aus dem Munde eines ausgewiesenen Wagner-Experten, der gerade in Bayreuth wieder viel Lob für seine „Lohengrin"-Inszenierung erhalten hatte und den „Ring" in Tokio und für die Covent Garden Opera in London in Szene setzte.

„Ein solches Projekt ist ungewöhnlich für ein Theater ohne eigenes Ensemble", sagt Theaterleiter Bertram Schulte. 1994 habe man mit „Cosi fan tutte" von Mozart „klein angefangen" und sich mit dem „Holländer" vor drei Jahren erstmals an größere Dinge herangewagt. Angespornt durch den Erfolg sei das „Tannhäuser"-Projekt entstanden. Wie damals sind wieder die Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD) und der Wagner-Verband Minden dabei. „Ohne Jutta Hering-Winckler hätten wir das nicht gewagt", lobt er das Engagement der Vorsitzenden.


Freuen sich auf „Tannhäuser": Regisseur Keith Warner, Tenor John Charles Pierce (Tannhäuser), Wagner-Verbands-Vorsitzende Jutta Hering-Winckler, die Mindener Sopranistin Susanne Eisch und Theaterleiter Bertram Schulte (v. l.).
MT-Foto: Monika Jäger

„Ich wurde auf der Straße von einem jungen Mann gefragt, wann wir die nächste Wagner-Oper machen", erzählt Hering-Winckler. Und weil es ihr besonderes Anliegen ist, junge Menschen für Wagner zu begeistern, war dies ein zusätzlicher Ansporn. Auch die NWD habe sich an ein großes Wagner-Werk wagen wollen und dann habe sie bei den Bayreuther Festspielen zusammen mit Verena Lafferentz-Wagner, Schwester von Wolfgang Wagner und Ehrenmitglied des Mindener Wagner-Verbandes, Keith Warner getroffen. Lafferentz-Wagner habe ihn gefragt, ob er sich vorstellen könne, für Minden zu inszenieren. „Ich liebe Studenten-Theater", sei seine Antwort gewesen, „und er ist nicht einmal abgesprungen, als er das Theater gesehen hat", konnte Hering-Winckler ihr Glück lange nicht fassen.

Auch die Finanzierung ist bis auf einen kleinen Betrag geglückt. Die Kunststiftung NRW und die Bezirksregierung in Detmold haben das Projekt ermöglicht. „Den kleinen Berg schmelzen wir auch noch ab", ist Hering-Winckler zuversichtlich. Erst kürzlich habe sie von einer Düsseldorferin, die sie gar nicht kenne, einen Brief erhalten, der das Projekt lobt, beigelegt ein Scheck über 20000 Euro - das sind die Gesten, die Hering-Winckler immer wieder Mut machen. Öffentliche Mittel erhielt sie vor allem deswegen, weil es wieder eine reine Schulvorstellung des Tannhäusers geben wird. Außerdem sind für Schulklassen Probenbesuche möglich und Wagner-Stipendiat Wendelin Bitzan steht für Ein-führungsvorträge in Schulen zur Verfügung, die vom Wagner-Verband gesponsert werden (Interessenten wenden sich an Jutta Hering-Winckler, Telefon 0571/20577).

Ganz sicher wird der „Tannhäuser" für das Stadttheater ein Erfolg. „Alle neun Vorstellungen sind beinahe ausverkauft, es gibt nur noch wenige Restkarten", sagt Schulte. Und weil erst noch die Wahl-Abonnenten an der Reihe sind, werde es im Einzelverkauf, der im September startet, vermutlich keine Karten mehr geben. Zusatzvorstellungen anzubieten sei aufgrund der hohen Kosten jeder Veranstaltung nicht möglich.

Ein Bonbon hatte Warner noch für Hering-Winckler: Ihm habe Wolfgang Wagner zugesagt, zur Premiere am 21. Oktober nach Minden zu kommen.

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