Siegfried / Handlung
Das Wagner Kompendium, Barry MillingtonDritter Aufzug
Der Wanderer erscheint am Fuße eines Felsenberges und weckt die Erdgöttin Erda aus ihrem Schlaf, um mehr über die Geheimnisse der Welt zu erfahren. Zuerst rät sie ihm, die Nornen zu befragen, weil diese das Seil des Schicksals weben. Dann empfiehlt sie ihm, die Tochter zu fragen, die sie ihm geboren habe: Brünnhilde. Als er Erda erzählt, dass Brünnhilde für ihren Ungehorsam bestraft würde, drückt sie ihre Überraschung aus: »Der den Trotz lehrte, straft den Trotz?« Erda will wieder schlafen, aber der Wanderer verlangt zu wissen, wie er seine Ängste überwinden könne. Er fürchte das Ende der Götter nicht mehr; vielmehr sei dies sein Wunsch. Er überlasse sein Erbe dem Wälsungenhelden, der Alberichs schlechte Absichten aufgrund seiner edlen Natur vereiteln werde. Erda versinkt wieder in Schlaf.
Als der Wanderer an der Höhle wartet, taucht Siegfried auf, geführt vom Waldvogel. Nach einem heftigen Wortwechsel versucht der Wanderer, Siegfried mit seinem Speer den Weg zu versperren. Siegfried zerschlägt den Speer mit einem einzigen Schwerthieb. Der Wanderer verschwindet, und Siegfried steht plötzlich der Flammenwand gegenüber.
Der Schauplatz wechselt zum Gipfel des Felsberges aus der letzten Szene der Walküre. Siegfried erklimmt die Spitze und erblickt unter den Bäumen die schlafende Brünnhilde. Da ihr Gesicht verdeckt ist, hält er sie für einen Mann, selbst dann noch, nachdem er ihr den Helm abgenommen hat. Als er mit dem Schwert ihren Brustpanzer löst, erkennt er, dass sie eine Frau ist. Er fühlt sich schwach und schwindelig und ruft seine Mutter an. Jetzt hat er zum ersten Mal Furcht erfahren, aber er möchte die Schlafende aufwecken. Verzweifelt küsst er sie auf die Lippen; da öffnet sie ihre Augen und richtet sich langsam auf.
Sie begrüßt das Tageslicht, und beide preisen die Mutter, die ihn gebar. Sie eröffnet ihm, dass sie ihn schon immer geliebt habe, sogar noch bevor er gezeugt worden sei. Siegfried fragt, ob sie vielleicht seine Mutter sei, aber sie erzählt, sie habe seinen Vater entgegen den Wünschen Wotans beschützt und sei auf den Felsen verbannt worden. Als Siegfried sie leidenschaftlich umarmt, stößt sie ihn erschreckt zurück, sich ihrer Verwundbarkeit bewusst. Trotz ihrer Angst blickt sie ihn zärtlich an; sie bittet ihn, die Reinheit ihrer Liebe nicht zu zerstören. Nach und nach erliegt sie der Stärke von Siegfrieds Leidenschaft, und sie akzeptiert ihren neuen Zustand als Sterbliche. Sie umarmen sich heftig, und Brünnhilde sagt der Welt der Götter Lebewohl. Durch die Liebe zueinander verwandelt, rufen sie den »lachenden Tod« an.