Wagner zog für den Tannhäuser eine Reihe von Quellen heran. Hauptquellen waren dabei Der getreue Eckart und der Tannenhäuser aus Ludwig Tiecks Märchensammlung Phantasus, worin die Geschichte Tannenhäusers und seiner wollüstigen Abenteuer im Venusberg, seiner Wallfahrt nach Rom und seiner Zurückweisung durch den Papst erzählt wird; E. T. A. Hoffmanns Geschichte Der Kampf der Sänger in seinen Serapions-Brüdern, in der der Sängerstreit auf der Wartburg geschildert wird; der Aufsatz Die Elementargeister von Heinrich Heine, der ein ironisches Gedicht über Tannhäuser enthält, sowie eine Erzählung von Friedrich de la Motte Fouque und Eichendorffs Geschichte Das Marmorbild. Die Sagen von Tannhäuser (der ursprünglich fränkischer Ritter auf dem Kreuzzug gewesen sein soll, der vermutlich seine erotischen Verse schmiedete, während er sich rüstete, für den nächsten Dienstherrn in die Schlacht zu ziehen) und dem Sängerstreit auf der Wartburg waren traditionell völlig getrennt. Da sich Wagner aber nach zwei zeitgenössischen Schriftstellern orientierte, Ludwig Bechstein und C. T. L. Lucas, die zweifelhafte und zeitlich unhaltbare Verbindungen zwischen den Sagen zogen, vermengte er sie und formte daraus eine Geschichte, die uns kein authentisches Bild der Ideale und Sitten des 13. Jahrhunderts gibt, sondern eines nach dem romantischen Geschmack des 19. Jahrhunderts.
Quelle: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg von Richard Wagner
Herausgegeben von der Staatsoper Unter den Linden Berlin, Insel Verlag