Die WalkÜre / Handlung
Das Wagner Kompendium, Barry MillingtonVorspiel und erster Aufzug
Das Orchestervorspiel beschreibt ein heftiges Gewitter. Es beginnt nachzulassen, als sich der Vorhang hebt und das Innere von Hundings Hütte freigibt. Siegmund tritt ein und wirft sich erschöpft auf ein Bärenfell, wo ihn Hundings Frau Sieglinde findet. Sie bringt ihm Wasser. Von ihrem Gesicht fasziniert, fragt er sie, wer sie sei. »Dies Haus und dies Weib sind Hundings Eigen«, antwortet sie. Ihr Gatte habe nichts zu befürchten, erwidert er, er sei unbewaffnet und verwundet. Sie verlangt besorgt, nach seinen Wunden zu sehen, aber er beruhigt sie: Sein Leib sei stark, und wenn sein Schild und sein Speer es ebenso gewesen wären, so hätte er nicht vor seinen Feinden fliehen müssen. Doch sie hätten seine Waffen zerschmettert und ihn verfolgt.
Sieglinde reicht ihm ein Trinkhorn mit Met. Als er trinkt, fühlt er sich immer stärker zu ihr hingezogen. Aber da er fürchtet, er werde ihr Unheil bringen, bricht er abrupt auf. »Wer verfolgt dich, dass du schon fliehst?« fragt sie. »Mißwende folgt mir, wohin ich fliehe«, gibt er zur Antwort und geht zur Tür. »So bleibe hier!« ruft sie, »nicht bringst du Unheil dahin, wo Unheil im Hause wohnt.« Sie blicken einander tief ergriffen lange in die Augen. Hunding kommt herein und fragt schroff, wer der Fremde sei. Sie erklärt seine Lage, woraufhin Hunding barsch selbst seine Gast-freundschaft anbietet. Als Sieglinde den beiden Männern das Nachtmahl aufträgt, erkennt Hunding voller Widerwillen und Argwohn die Ähnlichkeit zwischen seiner Frau und dem Fremden. Er fragt ihn, was ihn hierhergetrieben habe. Ausweichend antwortet Siegmund, Sturm und starke Not hätten ihn gejagt. Wie sein Name laute, fragt Hunding nach.
Als Sieglinde ebenfalls ihre Anteilnahme zeigt, erwidert Siegmund, er müsse sich Wehwalt nennen, und beschreibt, wie er eines Tages von der Jagd mit seinem Vater Wolfe heimkehrte und ihr Haus niedergebrannt und seine Mutter erschlagen vorfand; außerdem sei seine Zwillingsschwester entführt worden. Er fährt fort, dass er die Spur des Vaters verloren habe und von der Gesellschaft geächtet worden sei. Er habe einem Mädchen beigestanden, das von ihrer Sippe zur Heirat mit einem ungeliebten Mann gezwungen werden sollte. Er habe ihre grausamen Brüder getötet, aber nachdem man ihm Speer und Schild zerschlagen habe, sei er nicht mehr fähig gewesen, die Frau zu beschützen. Sie sei vor seinen Augen gestorben, und er habe vor dem wütenden Heer fliehen müssen. Hunding erkennt jetzt, dass die von Siegmund angegriffenen Männer seine Verwandten waren und dass er den Feind in seinem Haus beherbergt. Das Gastrecht zwingt ihn dazu, Siegmund für diese Nacht Schutz zu gewähren, aber am nächsten Morgen will er mit ihm kämpfen.
Als Sieglinde für Hunding den Nachttrunk bereitet, schüttet sie ein Schlafmittel hinein. Sie verlässt den Raum mit einem sehnsüchtigen Blick auf Siegmund und weist mit den Augen auf eine Stelle am Stamm der Esche, um die herum der Saal errichtet ist. Siegmund bleibt allein zurück, verwirrt über seine Erregung bei Sieglindes Anblick und verzweifelt über seine Wehrlosigkeit. Ihm fällt eine Prophezeiung seines Vaters ein, er würde in der Stunde der höchsten Not ein Schwert finden. Der Schein der aufsprühenden Glut fällt auf eine Stelle im Baumstamm, wo jetzt ein Schwertgriff zu sehen ist.
Sieglinde tritt wieder ein und erzählt, wie bei ihrer Hochzeit ein Fremder in grauem Gewand, den Hut über ein Auge gezogen, das Fest unterbrochen und ein Schwert bis zum Heft in den Stamm gestoßen habe. Nicht einmal die stärksten Männer könnten es um einen Zoll bewegen. Siegmund umarmt Sieglinde leidenschaftlich und ruft, Waffe und Weib seien für ihn bestimmt; sie sei alles, was er je ersehnt habe. Plötzlich springt die Türe auf, eine mondhelle Frühlingsnacht wird sichtbar. Siegmund preist Lenz und Liebe als Bruder und Schwester, und Sieglinde erkennt in Siegmund den Lenz, nach dem sie sich immer gesehnt hatte. Der Rest des Aufzugs ist ein ekstatisches Geständnis ihrer beider Liebe. Der Name Wehwalt ist nun nicht mehr angebracht, Sieglinde erkennt und benennt ihren Bruder Siegmund, der nun zu ihrem Entzücken das Schwert Nothung aus dem Baum-stamm zieht. Sie offenbart ihm, mit dem Schwert Schwester und Braut gleichzeitig gewonnen zu haben. Sie umarmen sich voller Ungestüm, und der Vorhang fällt - zumindest in traditionellen Inszenierungen - in schicklicher Eile.