Die WalkÜre / Handlung
Das Wagner Kompendium, Barry MillingtonZweiter Aufzug
In einem wilden Felsgebirge beauftragt Wotan seine Tochter Brünnhilde - die Walküre, nach der die Oper benannt ist -, dafür zu sorgen, dass Siegmund den Kampf gegen Hunding siegreich beendet. Sie stößt den Schlachtruf der Walküren aus, warnt ihn aber, dass ihm noch ein weiterer Kampf bevorstehe: Seine Frau Fricka nahe wütend in einem von Widdern gezogenen Wagen. Brünnhilde verschwindet, und Fricka tritt auf, zornig, aber mit Würde. Als Hüterin der Ehe sei sie von Hunding angerufen worden, das ehebrecherische Wälsungenpaar zu bestrafen. Wotan will wissen, was so schlimm an der Tat sei: Der Lenz habe das Paar liebend vereint. Auf ihren Vorwurf, sie hätten den heiligen Eid der Ehe verletzt, erwidert er: Ein Eheeid, der eine Ehe ohne Liebe erzwingt, müsse nicht respektiert werden. Fricka klagt daraufhin die inzestuöse Natur der Verbindung zwischen dem Zwillingspaar an und beschuldigt Wotan, die Werte nicht zu achten, die das Geschlecht der Götter zusammenhielten. Die Götter bräuchten einen Helden, antwortet Wotan, einen, der vom göttlichen Schutz befreit sei und die Tat vollbringen könne, die ihnen verwehrt sei. Wenn Siegmund keinen Schutz benötige, dann solle er ihm das Schwert nehmen, erwidert Fricka. Wotans Einwand, Siegmund habe es selbst in der Not gewonnen, wird von Fricka widerlegt: Er habe für Siegmund diese Notlage ebenso wie das Schwert geschaffen. Sie lässt ihn versprechen, dass weder er noch seine Walkürentochter bei dem bevorstehenden Kampf Siegmund helfen würden. Brünnhildes Walkürenruf kommt näher, als Wotan, der die Logik von Frickas Argumenten einsehen muss, in äußerstem Unmut seinen Eid leistet.
Mit seiner Tochter allein, lässt Wotan seinem Zorn und seiner Scham freien Lauf. Brünnhilde drängt ihn, ihr zu vertrauen. Er zögert, weil er fürchtet, es könne als Zeichen von Schwäche ausgelegt werden. Aber als Brünnhilde darauf hinweist, er spreche zu seinem eigenen Willen, wenn er zu ihr spreche, gibt er nach und beginnt seine große Erzählung. Er beschreibt, wie er, als die jugendliche Liebe in ihm verblich, anfing, nach Macht zu verlangen. Er habe die Herrschaft über die Welt gewonnen, aber dabei sei er in Verträge verstrickt worden. Während sich in ihm die Sehnsucht nach Liebe wieder regte, habe der Nibelungenzwerg Alberich der Liebe entsagt, um das Rheingold zu erringen. Der Ring, den dieser daraus geschaffen habe, sei von ihm, Wotan, selbst gestohlen worden, aber anstatt ihn den Rheintöchtern zurückzugeben, habe er ihn dazu verwendet, die Riesen zu bezahlen.
Dann habe er Erda, die Quelle alter Weisheit, im Schoß der Erde aufgesucht. Er habe ihre Geheimnisse erfahren, und sie habe ihm Brünnhilde geboren. Diese sei zusammen mit ihren acht Walkürenschwestern (die übrigens anscheinend keine Töchter der Erda sind) aufgezogen worden. Gemeinsam sollten sie tote Helden auf dem Schlachtfeld aufsammeln, damit sie Wotan in Walhall dienten. Diese Helden würden Wotan, wie er glaubt, verteidigen, falls Alberich ein Heer aufstellen sollte; doch unter allen Umständen dürfe dieser nie den Ring zurückgewinnen. Deshalb müsse er um jeden Preis den Ring seinem jetzigen Besitzer entreißen, dem Riesen Fafner, der sich in einen Drachen verwandelt habe, um seinen Schatz besser bewachen zu können. Er sei jedoch machtlos gegenüber Fafner, weil er durch einen Vertrag mit ihm gebunden sei. Aus diesem Grund brauche er einen besonderen Helden, der frei handeln könne, aber für die gleichen Ziele kämpfen würde, die auch er anstrebe.
Doch er könne seine Hoffnung nicht in den Wälsung Siegmund setzen, wie Brünnhilde vorschlägt, da Fricka den Selbstbetrug durchschaut habe. Nun müsse er aufgeben, was er am meisten liebe; er sehne sich nur mehr nach einem Ende für all sein Leiden. Er habe gehört, daß Alberich einen Sohn gezeugt habe, den er voll Grimm segnet: »Was tief mich ekelt, dir geb ich’s zum Erbe ...« Brünnhilde dürfe bei der kommenden Schlacht nicht Siegmund beschützen, sondern müsse für Hunding den Sieg erfechten. Sie versucht, seinen Sinn zu ändern, aber er bleibt unerbittlich und droht ihr die schwerste Strafe an, wenn sie nicht gehorche. Siegmund und Sieglinde tauchen atemlos auf. Von Schuldgefühlen geplagt, fleht sie ihn an, sie zu verlassen, aber er schwört nur, die Schande, die ihr angetan wurde, dadurch zu rächen, dass er Hunding töte. Hörner erklingen aus dem Wald. Sieglinde, die sich wie im Fieberwahn vorstellt, wie Hundings Meute ihre Zähne in Siegmunds Fleisch schlägt, fällt in Ohnmacht. Darauf folgt eine Szene, die für die Tetralogie von entscheidender Bedeutung ist: die Todesverkündigung. Brünnhilde erscheint und verkündet Siegmund, dass er ihr nach Walhall folgen müsse. Dort werde er nicht nur den großen Walvater (Wotan), sondern auch seinen eigenen Vater finden und von Wunschmädchen bedient werden. Als Siegmund vernimmt, dass er seine bräutliche Schwester nicht mitnehmen könne, beschließt er, nicht nach Walhall zu gehen. Brünnhilde teilt ihm mit, dass sein Los unabänderlich sei. Sie ist bekümmert über seine offensichtliche Liebe zu Sieglinde und lässt sich erweichen, als er sogar droht, eher Sieglinde zu töten als sich von ihr zu trennen; sie verspricht, ihn entgegen dem Befehl Wotans zu beschützen. Siegmund neigt sich liebevoll über die schlafende Sieglinde.
Hundings Horn ist zu hören. Im folgenden Kampf versucht Brünnhilde, Siegmund mit ihrem Schild zu decken, doch da erscheint Wotan und lässt Siegmunds Schwert an seinem Speer zerspringen. Hunding ermordet Siegmund, wird aber dann selbst von Wotan in bitterer Wut getötet. Danach verfolgt Wotan Brünnhilde, die Sieglinde in Sicherheit bringt.